„Deine Zukunft – #REAL:DIGITAL“ zu Besuch am Gymnasium Eltville
25. April 2024Schüleraustausch im Rahmen von Erasmus+ Short Stay
5. Juni 2024Bereits im Jahr 2013 war die Autorin Maja Nielsen mit ihrem Jugendroman „Feldpost für Pauline“ am Gymnasium Eltville zu Gast.
Am 06. März 2024 hatte das Gymnasium Eltville die große Ehre, Maja Nielsen erneut zu einer Lesung für den 8. Jahrgang empfangen zu dürfen. Begleitet wurde sie durch den Zeitzeugen Joachim Neumann, der Protagonist ihres neuesten Jugendromans „Der Tunnelbauer“ ist. Die Lesung ist Sabine Stemmler-Heß (Kulturbeauftragte des Rheingau-Taunus-Kreises) zu verdanken, die den Besuch ermöglichte.
Lothar Wiesemann begrüßte die Gäste, den 8. Jahrgang sowie ihre Deutschlehrer und leitete zur Lesung mit einer Zusammenfassung von Maja Nielsens Vita sowie einem Resümee des Romans „Der Tunnelbauer“ über.
Die Inspiration zum Schreiben von Abenteuergeschichten erhielt die Hamburger Autorin durch ihre beiden Söhne. 1998 begann Maja Nielsen als Autorin für den Hörfunk zu arbeiten und publizierte ihre ersten Kinderbücher. Seit 2006 fokussiert sich die Nielsen auf ihre Sach- und Hörbuchreihe „Abenteuer! Maja Nielsen erzählt“ (Gerstenberg Verlag, Hildesheim), die mittlerweile 27 Bände umfasst. Mit ihren Werken erzielte die Hamburger Autorin große Erfolge. Für das 2009 erschienene Hörbuch „Feldpost für Pauline“, welches 2013 als Jugendbuch veröffentlicht wurde, wurde Nielsen mit dem Deutschen Kinderhörspielpreis ausgezeichnet. Für ihr Werk „Tatort Eden, 1919“ erhielt sie den Jugendbuchpreis der Stiftung Weltethos „Friedolin“. Im Jahr 2013 zeichnete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Maja Nielsen als „Lesekünstlerin des Jahres 2013“ aus.
Bei ihrem Vortrag am Gymnasium Eltville rezitierte Nielsen Exzerpte aus ihrem brandneuen Jugendroman „Der Tunnelbauer“ und gestaltete ihre Lesung abwechslungsreich, indem sie Ausschnitte des passenden Hörbuchs ablaufen ließ sowie gezielt Fragen an den Zeitzeugen Joachim Neumann stellte.
„Der Tunnelbauer“ spielt im Sommer 1961 und erzählt die Geschichte des 18-jährigen Achim (alias Joachim Neumann), der sich nach dem bestandenen Abitur auf die Ferien an der Ostsee freut, als am 13. August in seiner Heimatstadt Berlin die Mauer hochgezogen wird. Achim fühlt sich in der DDR wie eingesperrt: Die staatliche Zensur in Musik und Literatur sowie die mangelnden Karrieremöglichkeiten im Osten setzen dem jungen Mann sehr zu. Nach der Verurteilung eines Schulfreundes wegen einer Nichtigkeit zu achtjähriger Haft, flieht Achim nach Westberlin. Dort angekommen, setzt er alles daran, die Menschen bei der Flucht von Ost- nach Westberlin zu unterstützen, indem er im Verborgenen mit weiteren Helfern einen Tunnel gräbt. In ständiger Angst, von der Stasi entdeckt zu werden, gelingt es ihm Chris, das Mädchen, in das er sich an der Ostsee frisch verliebte, nach Westberlin zu holen.
Das Publikum lauschte Maja Nielsen sowie Joachim Neumann gebannt. Im Atrium war eine betroffene Stimmung zu spüren als Joachim Neumann von den unterschiedlichen Fluchtmöglichkeiten anlässlich des politischen Systems der DDR berichtete. Die lebensgefährliche Flucht über die laienhaft konstruierten Tunnel versetzte die Hörerschaft in absolute Stille.
Bis 1964 entstanden 70 Tunnel, jedoch konnten nur 19 Tunnel von etwa 300 Menschen erfolgreich zur Flucht genutzt werden. Joachim Neumann ließ das Publikum nicht nur an den historischen Fakten teilhaben, sondern äußerte deutlich seine damaligen Emotionen, eine Mischung aus Verzweiflung, Panik, Angst während seiner Flucht und der Fluchthilfe, zudem Frust und Wut auf das politische Regime der DDR, aber auch Erleichterung und Dankbarkeit als er seine Jugendliebe erfolgreich in den Westen holen konnte.
Nach der Lesung stellten sich Maja Nielsen und Joachim Neumann des Publikums. Dabei war die Hörerschaft besonders an der Bauart der Fluchttunnel sowie den heute noch bestehenden Kontakten aus der Vergangenheit interessiert.
Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle nochmals Maja Nielsen für die interessante Lesung, Joachim Neumann für die ergreifenden Details sowie Sabine Stemmler-Heß und Lothar Wiesemann für die Organisation.
Text: Nicole Garcia